Handbuch „PrEP selbst besorgen“

UPDATE SEPTEMBER 2019: Wer in der BR Deutschland gesetzlich krankenversichert ist, bekommt → PrEP-Medikamente und die damit verbundene medizinische Versorgung erstattet.

Verschreibung von PrEP-Generika (Truvada® Nachahmer) in der BRD

UPDATE FEBRUAR 2019: Nun sind ‘Emtenovo’ von TAD Pharma für ca 60EUR/35 Stk. sowie ‘Duomevolen’ von Amneal Deutschland für ca 50EUR/30 Stk. in allen deutschen Apotheken erhältlich.

UPDATE DEZEMBER 2017:Das Präparat Emtricitabin-Tenofovirdisoproxil-ratiopharm® ist ab sofort in allen deutschen Apotheken zu beziehen. Es kostet etwa 70EUR (30 Tabletten) und das Rezept kann von jeder Ärztin/jedem Arzt verschrieben werden. Auch Rezepte aus anderen EU-Ländern, der Schweiz und Norwegen können eingelöst werden. Die Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen.

UPDATE SEPTEMBER 2017: Das Präparat Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil (TDF) der Herstellerin Hexal kann ab sofort für 40EUR/Monatspackung in bestimmten Apotheken erworben werden. Notwendig ist dafür ein Privatrezept von einer niedergelassenen Arztpraxis, z.b. den HIV-Schwerpunktpraxen oder anderen niedergelassenen Ärzt*innen. Sie müssen bereit sein, die Begleitung einer PrEP (also die Testung auf HIV vorab, Beratung und Aufklärung, regelmäßige Blut- und Urintests) durchzuführen. Weder die Kosten für das Präparat noch die Begleitung werden von der Krankenkasse derzeit übernommen. Für begleitende Maßnahmen kann jedoch nicht selten ein Weg der Abrechnung gefunden werden (bei der Ärztin/beim Arzt nachfragen). Ein Privatrezept kann sich jede Person ausstellen lassen, die sich in der Bundesrepublik aufhält (also z.B. Tourist*innen, Menschen ohne Aufenthaltstatus/ohne Krankenversicherung usw.).

Auf dem Rezept muss “28 Filmtabletten Emtricitabin/Tenofovir-Disoproxil zur Verblisterung für die PrEP“ stehen (also z.B. für 3 Monate: 3 x 28 Stück). Die Apotheke lässt dann die Tabletten umverpacken und verblistern (in Durchdrückstreifen einschweißen). Das kann einige Tage dauern.

Liste der Apotheken, die am 40-Euro-PrEP-Programm teilnehmen:
www.dahka.de/index.php/prep/teilnehmende-apotheken

Da die Online-Bestellung bei internationalen Versand-Apotheken einen Preisvorteil darstellt (auf 3 Monate gerechnet kann man bis zu 50EUR sparen), wird dies wohl weiter eine Option für viele sein. Auch für die Schweiz sind diese Infos weiter interessant. Aus diesen Gründen erklären wir die Möglichkeiten detailliert und zeigen, wie das legal geht.


Lies alles Wichtige zu PrEP (z.B. Wirkung, Anwendung, Sicherheit) in unserem Faltblatt „Ready for PrEP!“


DO IT YOURSELF

PrEP ist zur HIV-Prävention seit Herbst 2016 EU-weit zugelassen, eine Kostenübernahme ist seit 1. September 2019 für in der BR Deutschland gesetzlich krankenversicherte Pflicht. In anderen Ländern, z.B. in der Schweiz ist das leider nicht so. Wenn Du hier PrEP machen willst, kannst Du vorerst nur selbst in die Spur gehen und musst das auch selbst bezahlen. Das finden wir nicht super, Informationen zu dieser Möglichkeit sind aber im Moment der einzige Weg, PrEP zu verbreiten.

Damit PrEP für die oder den Einzelnen überhaupt bezahlbar wird, ist man auf billigere Generika des Medikaments Truvada® angewiesen (und auch die können sich nicht alle leisten).

Generika (Mehrzahl von Generikum) nennt man Arzneimittel, die wirkstoffgleiche Kopien eines bereits auf dem Markt befindlichen Medikaments sind. PrEP-Medikamente werden teilweise als Lizenzprodukte des Truvada®-Herstellers Gilead für die Märkte außerhalb der westlichen Industrienationen hergestellt. Unter bestimmten Bedingungen kann man diese deutlich billigeren Generika selbst einführen.

Um dabei rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, gilt es, einiges zu beachten. Dafür haben wir ein paar Infos zusammengetragen (auf Basis von Emmanuels und Nicholas’ Texten. Dank Euch!).
Wir fordern niemanden zu irgendetwas auf, schon gar nicht, gesetzliche Bestimmungen zu umgehen. Gleichwohl wollen wir, dass möglichst viele Menschen in den Genuss von PrEP kommen: Wir raten dazu, sich dabei an geltende Bestimmungen zu halten.

Zunächst etwas Grundsätzliches: Selbst besorgte Medikamente ausschließlich mit ärztlicher Begleitung einnehmen! Lass Dir ein Rezept für PrEP verschreiben und stell dich dann regelmäßig bei Deinem Arzt oder Deiner Ärztin vor. Am besten bist Du mit PrEP bei einer HIV-Schwerpunktpraxis oder Ärztinnen oder Ärzten aufgehoben, die bereit sind, sich in die Materie einzuarbeiten. Auch Community-Projekte werden ärztliche PrEP-Begleitung zunehmend anbieten. Verordnen dürfen PrEP grundsätzlich alle Ärztinnen und Ärzte. In der Schweiz kann PrEP nur “Off Label” (außerhalb der eigentlich zugelassenen Verschreibung) verordnet werden.

Vorab: Testen!

Ein HIV-Test ist am Anfang unabdingbar: anonym und kostenlos beim Gesundheitsamt oder bestimmten Community-Projekten. Geht auch in der ärztlichen Praxis Deines Vertrauens. Ein Schnelltest kostet dort 15 EUR und hat den Vorteil, dass Deine Krankenkasse nicht erfährt, dass Du einen Test gemacht hast. Wir können im Internet bestellte Schnelltests nicht empfehlen. Die Qualitätsstandards sind nicht so hoch. Zudem bist Du mit Deinem Testergebnis völlig auf Dich allein gestellt.

Der HIV-Test sowie auch ein Test auf Hepatitis B vorab sind deshalb wichtig, weil die PrEP-Wirkstoffe auch zur Therapie beider Infektionen eingesetzt werden. Sie müssen dann anders eingenommen werden.

Am besten gleich noch Impfung gegen Hep A/B auffrischen, falls nötig (bezahlt die Krankenkasse für Männer, die Sex mit Männern haben).

In unserem Infotext zu PrEP finden sich Angaben zur Einnahme.

Später: Regelmäßig Testen!

Danach (alle 3 Monate): HIV-Test machen und Kreatininwert bestimmen (um die Nierenfunktion zu überprüfen) und testen auf STI (Sexual Transmitted Infections, also auf sexuell übertragbare Infektionen). Und zwar nicht nur per Blutentnahme auf Hep C und Syphilis, sondern auch durch Abstriche auf Chlamydien und Tripper (oral, rektal, und Harnröhre – der Abstrich in der Harnröhre kann durch einen Urintest ersetzt werden).

Den Wirkstoffspiegel von Truvada® in Deinem Blut zu bestimmen, ist nicht sinnvoll, da die Ergebnisse wenig aussagekräftig (und dabei noch ziemlich teuer) sind.

Eigentlich musst Du die meisten dieser Leistungen (und die ärztliche Beratung) privat bezahlen. Wahrscheinlich kann davon dennoch einiges bei Deiner Krankenkasse abgerechnet werden. Frag einfach nach!

Merkzettel

Alle 3 Monate testen auf

  • HIV
  • STI (inklusive Abstriche)
  • Kreatinin

Welche Generika gibt es?

(Stand vom Januar 2017. Aktuelle Präparate siehe oben.)

Es gibt verschiedene, mit Lizenz vom kalifornischen Original-Hersteller Gilead hergestellte Truvada-Generika weltweit. Tenvir EM® (Hersteller Cipla aus Indien), Tavin EM® (Hersteller Emcure) und Ricovir EM® (Hersteller Mylan) sind auf dem globalen Markt verfügbar. Alle drei Präparate wurden 2016 in Großbritannien unabhängig untersucht. Bisher ist nicht bekannt geworden, dass Präparate gefälscht, in minderer Qualität oder gar komplett ohne Wirkstoff aufgetaucht wären.

Zu den Präparaten Teno EM® (von der staatlichen Firma GPO Thailand), Tenof EM® (Hetero Labs Indien) und Adco-Emtevir® (Pharmacare Südafrika) sind uns keine unabhängigen Messungen der Wirkstoffkonzentration bekannt. Sie wirken sicherlich einwandfrei, da sie von Millionen HIV-Infizierten seit Jahren als Therapie eingenommen werden. Es gibt noch weitere Generika, zu denen uns Informationen momentan nicht ausreichend vorliegen.

Im nächsten oder schon in diesem Jahr werden durch das Auslaufen des Truvada®-Patentes auch hierzulande Generika in Apotheken erhältlich. Die Preise werden deutlich sinken, aber für die meisten wohl unerschwinglich bleiben.

Ob Ricovir EM® eine gute Wahl für PrEP ist, muss jede*r selbst entscheiden: Der multinational agierende Pharmakonzern Mylan verdient (trotz Protesten) auch am Verkauf von Mitteln für Exekutionsspritzen (zum Vollzug von Todesstrafen z.B. in den USA).

“EM” bedeutet übrigens, dass der Wirkstoff Emtricitabin enthalten ist. Ohne diesen Zusatz handelt es sich um Monopräparate mit nur einem Wirkstoff (Tenofovir), die für eine PrEP nicht ausreichen. Also immer unbedingt auf diese Angabe achten!

Die Preise für drei Monatspackungen (3 x 30 Tabletten) liegen bei den verschiedenen Online-Apotheken etwa zwischen 150  und 250EUR  (meist incl. Versandkosten). Zum Vergleich: Eine Monatspackung Truvada® kostet hier in der Apotheke 820EUR/900SFr (Stand Jan 2017).

Viele Wege …

Auf welchen Wegen kommt man nun zu bezahlbaren Medikamenten? Da deren Einfuhr aus dem Ausland arzneimittel-, zoll- und teilweise patentrechtlichen Bestimmungen unterliegt, sind einige Wege der Beschaffung erlaubt, andere nicht.

Mitnahme im Reisegepäck

Das Mitbringen von Medikamenten ist für den Eigenbedarf ausdrücklich erlaubt. Die eingeführte Menge darf den Bedarf für drei Monate aber nicht überschreiten. Du kannst also ohne Probleme drei Packungen Truvada® oder dessen Generika au dem Urlaub mitbringen, wenn es für Dich selbst bestimmt ist. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt dazu auf seiner Website:

„Reisende dürfen Arzneimittel bei der Einreise nach Deutschland in einer dem üblichen persönlichen Bedarf entsprechenden Menge mitführen (§ 73 Absatz 2 Nr. 6 oder 7 AMG). In diesem Fall ist weder eine Einfuhrerlaubnis nach Deutschland noch eine Zulassung oder Registrierung der jeweiligen Arzneimittel für Deutschland erforderlich. Unerheblich ist auch, ob es sich um verschreibungspflichtige und apothekenpflichtige Präparate handelt oder nicht.

Als ,üblicher persönlicher Bedarf‘, der bei der Einreise mitgeführt werden darf, ist in der Regel ein Bedarf von maximal drei Monaten, unter Berücksichtigung der Dosierungsempfehlung für das jeweilige Arzneimittel, anzusehen. Hinweise hierzu enthalten die Packungsbeilage/Fachinformation des jeweiligen Arzneimittels.“

Quelle: www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/arzneimittelversorgung/einfuhr-von-arzneimitteln.html

Die Präparate kann man sich vorher im Ausland kaufen. In Indien geht das z.B. mit Rezept in der Apotheke. Drei Monatspackungen kosten hier zusammen nur ca. 85 EUR. In Thailand muss man sich in speziellen Praxen vorstellen (siehe dafür z.B. testbkk.org). Sich vor Abreise genau zu erkundigen, beschleunigt den Ablauf. Ein Rezept, ein aktuelles HIV-Testergebnis und Befunde der letzten Nierenwerte sind schriftlich vorzulegen oder müssen vor Ort beschafft werden.

Zusenden von privater Adresse aus dem Ausland

In Deutschland ist es bis auf wenige Ausnahmen nicht erlaubt, sich Medikamente über eine ausländische Online-Apotheke per Post schicken zu lassen. Die Pakete werden stichprobenartig vom deutschen Zoll kontrolliert. Die Ware wird dann konfisziert (das Geld ist also futsch), und es fällt mindestens eine Strafgebühr an.

Das geht aber in andere Länder wie nach Australien, Großbritannien, Chile, Israel, Kolumbien, Neuseeland, Singapur, in die Schweiz und die USA (und das ist dann fürs persönliche Mitbringen auch interessant). Wegen zoll- und patentrechtlicher Probleme liefern die Anbieter nicht in andere EU-Länder als UK.

Manche haben Bekannte in den aufgeführten Ländern. Sie lassen sich die Medikamente dann von dort mitbringen oder nehmen sie bei einem Besuch selbst mit (s.o.). Das Zusenden von einer privaten Adresse ist jedoch nur aus einem EU-Land erlaubt (solange keine gewerbsmäßigen Interessen im Spiel sind):

“Nicht gewerbsmäßiges Versenden durch Privatpersonen: Arzneimittel, die in einem anderen EU-Mitgliedstaat legal gekauft werden und die Sie sich von einer Privatperson ohne gewerbs- oder berufsmäßige Vermittlung in einer dem üblichen persönlichen Bedarf entsprechenden Menge schicken lassen, können Sie auf dem Postweg erhalten.”

www.zoll.de/DE/Privatpersonen/Postsendungen-Internetbestellungen/Sendungen-innerhalb-der-EU/Einschraenkungen/Arzneimittel/arzneimittel_node.html

Und deshalb nutzen so viele den Weg über Großbritannien. Die patentrechtlichen Regelungen erlauben es dort, sich drei Monatspackungen legal zuschicken zu lassen, weil das als persönlicher Bedarf gilt. Der britische Zoll verlangt dafür eine Einfuhrsteuer von ca. 35£ (etwa 40 EUR) für die angegebene Menge (wird aber meist nicht erhoben). Der private Weiterversand innerhalb des europäischen Binnenmarkts (also in die EU) ist dann unkompliziert, wenn er privat deklariert wird.

Von der britischen Seite www.iwantprepnow.co.uk und der australischen Seite www.prepaccessnow.com.au gelangt man auf verschiedene Bestellseiten. Die meisten User nutzen derzeit www.alldaychemist.com als Versandapotheke. Zum Bestellen wird hier ein Rezept und eine VISA-Karte benötigt. Bestellungen werden hier auch mit Vorkasse (Überweisung) ausgeliefert. Online-Apotheken liefern Generika meist innerhalb von einer Woche. Der Anbieter www.purchase-prep.com versendet auch in die Schweiz. Der Markt für den Onlineversand von PrEP-Medikamenten ist dynamisch und unübersichtlich. Bei der Bestellung bei unbekannten Apotheken ist die Gefahr des Betrugs hoch.

Zusenden mithilfe eines Weiterversenders

Für manche der einzige Weg, an erschwingliche Medikamente zu kommen: Sie bestellen bei einer Online-Apotheke und geben dabei die Lieferadresse eines Paketweiterleitungsdienstes in Großbritannien an. Das ermöglicht, auf Websites zu bestellen, die nur in bestimmte Länder liefern. Die Dienstleister nehmen die Lieferungen dann entgegen und schicken sie weiter in das Land, aus dem der Auftrag kommt. Die Kosten setzen sich aus  Steuern und Zollabgaben sowie den Versandgebühren zusammen. Letztere belaufen sich um die 20EUR für ein Paket mit 3 Monatspackungen. “Borderlinx” ist z.B. solch ein Anbieter. Eine Übersicht weiterer kommerzieller Anbieter findet sich hier: www.paketweiterleitung.com

Hinweis: Borderlinx hat seine Dienste bis auf weiteres eingestellt, da es Streit in der Zusammenarbeit mit DHL gibt. (Stand: Juni 2018)

Man richtet sich dazu ein Benutzerkonto incl. Login/Passwort ein und erhält dann eine Postfachadresse, mit der man sich die Ware auf den Seiten der Online-Apotheken nach Großbritannien bestellen kann. Man wird über das Eintreffen per E-Mail sofort informiert und bekommt das Paket dann mit neuem Etikett weiter an eine private Adresse im Bestimmungsland geschickt. Ein weiterer Service ist das Zusammenlegen von Sendungen, um Einfuhrsteuern/Versandkosten zu sparen. Anhand der Tracking-Nummer kann man die Sendung zu jedem Zeitpunkt verfolgen.

Da man sich eben keine apothekenpflichtigen Medikamente kommerziell per Post in die Schweiz oder die BR Deutschland schicken lassen darf, ist das Einschalten eines Weiterversenders nicht erlaubt.

Warten auf Studien

Zeitlich begrenzt, aber eine weitere Möglichkeit PrEP zu machen, sind Studien. Hier gibt’s die Medikamente aus erfahrener Hand und parallel Überwachung Deiner Gesundheit dazu. Der Zugang ist kostenlos und sehr oft auch für Leute offen, die keine Krankenversicherung (und mglw. auch keinen legalen Aufenthaltsstatus) haben. Allerdings heißt “Studie”, dass die Wirksamkeit der zu prüfenden Substanz noch nicht nachgewiesen ist. Es bleibt hier ein gewisser Unsicherheitsfaktor, ob PrEP genauso gut funktioniert, wie bei bisherigen Verfahren. Aus ethischen Gründen dürfen aber keine Placebos (zum Vergleich äußerlich gleich aussehende Präparate ohne Wirkstoff) verabreicht werden. In die Vorbereitung von Studien sollten außerdem Community-Vertreter*innen einbezogen werden.

Konkret wissen wir von einer Studie zum Vergleich Truvada® – Descovy® des Herstellers Gilead, die im Februar 2017 anlaufen soll. Ob Descovy® überhaupt als PrEP funktioniert, dafür liegen noch keine Daten vor. Wir halten diese Studie deshalb nicht geeignet für Menschen, die auf PrEP angewiesen sind (also z.B. Menschen, die keine Kondome benutzen).

In der Schweiz sind Studien mit der Abgabe von PrEP-Substanzen sowie die Zulassung von Truvada® durch den Hersteller unseres Wissens leider nicht geplant.

Weitere Wege

Darüber hinaus berichten uns Leute, dass sie Truvada® über HIV-positive Bekannte bekommen, die z.B. gerade einen Therapiewechsel machen und noch ein paar Packungen Truvada® übrig haben. Es wird inzwischen auch von manchen Dealern mit angeboten. Und wir hören immer wieder, dass Leute sich eine PEP (ohne r) in der Notaufnahme verschreiben lassen, um lediglich die Komponente Truvada® als PrEP zu nehmen. Medikamente aus dem Schrank Deiner oder Deines Bekannten abzuzweigen, wäre vollkommen verantwortungslos.
All das ist natürlich auch nicht legal.

PrEP yourself in der Schweiz #

Das Wichtigste: Momentan darf man in der Schweiz nur eine Monatsration (sprich eine Packung) aus dem Ausland beziehen. (Diese Regelung ändert sich hoffentlich bald.) Uns sind Fälle bekannt, bei denen Personen eine Anzeige bekommen haben, weil sie drei Packungen bestellt haben. Auf internationalen Online-Bestellseiten gibt es aus diesem Grunde deshalb manchmal nur die Möglichkeit, eine Monatsration in die Schweiz zu bestellen. Dies gilt nicht nur beim Versand, sondern auch bei der persönlichen Einfuhr.

Ein damit einhergehendes Problem ist, dass es durch Lieferengpässe passieren kann, dass die nächste Packung nicht rechtzeitig ankommt. Wir empfehlen daher, immer mindestens einen Monat im Voraus zu bestellen.

Noch ein paar Details: In der Schweiz kostet ein anonymer HIV-Test etwa 50 bis 70CHF. Wer PrEP unter ärztlicher Kontrolle einnimmt, bekommt alle Tests (auch auf STIs) von der Krankenkasse bezahlt. Auf Grund des meist hohen Selbstbehalts (Selbstbeteiligung zu den monatlichen Versicherungsbeiträgen), bleibt man aber trotzdem meist selbst auf den Kosten sitzen.

Truvada® darf als PrEP nur für den Off-Label-Einsatz (außerhalb der eigentlich zugelassenen Verschreibung) verordnet werden. Es ist deshalb ratsam, sich vorher zu erkundigen, ob Deine Ärztin oder Dein Arzt bereit ist, ein Rezept für PrEP auszustellen. Auch hier am besten gleich zur spezialisierten Praxis oder zu einem der Checkpoints. Links unten oder bei Deiner regionalen Aids-Hilfe.
Hier auch ein PDF mit den Richtlinien zum Verschreiben von PrEP für Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz: Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) zur PrEP in der Schweiz

PrEP NOW!

Da die meisten von uns nicht sehr sehr reich sind, nicht alle als Pharmavertreter*innen arbeiten oder Chemie studieren können, um sich PrEP selbst zu synthetisieren, der Einbruch in den Pharmagroßhandel auch keine Lösung ist und die Love Lazers nicht die Robin Hoods der Arzneimittel sind, bleibt nur eins: sich zusammen für eine Kostenübernahme von PrEP einzusetzen. Sei es als Leistung der Krankenkassen (in den USA und anderen Ländern geht das ja auch und die Kosten einer PEP werden hierzulande ja schließlich auch übernommen). Sei es als Leistung im Rahmen der Impfschutzgesetzgebung (die dafür schleunigst geändert werden müsste). Nicht zuletzt muss auch die Preisgestaltung von Medikamenten zur Prävention von den Staaten stärker reguliert werden, wenn die Pharma-Industrie nicht selbst handelt und die Preise drastisch senkt.

Wer sich PrEP – wie auch immer – eigenverantwortlich organisiert, nimmt den Schutz seiner selbst Gesundheit in die Hand. Das begrüßen wir! Vergessen wir dabei nicht, dass nicht jede*r dazu in der Lage ist und fordern gemeinsam und solidarisch: PrEP FÜR ALLE, DIE ES BRAUCHEN!

HIV-Schwerpunktpraxen in der BRD

Angebote in der CH

Liste der Apotheken, die am 40-Euro-PrEP-Programm teilnehmen

Testung der Generika

Rückgang der Infektionen in London

Weitere Informationen

Beipackzettel für Truvada®

 

> Alles über PrEP in unserem Faltblatt „Ready for PrEP“


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